
Wissenstransfer auf höchstem Niveau
Mit acht Programmpunkten auf der Hauptbühne, zehn Side-Events, der Startup- und Investment-Konferenz SALT’N’VENTURE sowie über 100 renommierten Expertinnen und Experten wurde ein breites Spektrum an Wissen und Innovation präsentiert. Dabei ging der Blick über die Region Salzburg hinaus – hin zu den globalen Herausforderungen und Chancen unserer Zeit.
Klimaschutz: Eine Frage der ökonomischen Vernunft
Ein zentrales Thema war der Klimaschutz, den Sigrid Stagl, Forscherin im Bereich ökologische Ökonomie und Nachhaltigkeit an der Wirtschaftsuniversität Wien und Wissenschaftlerin des Jahres 2024, eindrucksvoll beleuchtete. Sie machte klar: Klimaschutz ist keine ideologische Frage, sondern eine wirtschaftliche Notwendigkeit.
Die teuerste Variante sei es, nichts zu tun. Umgekehrt wäre die wirtschaftlich sinnvollste Lösung die Erreichung der Klimaneutralität. Aktuell fließen weltweit 2 Billionen Dollar in den Klimaschutz, während 7 Billionen Dollar in fossile Brennstoffe investiert werden. Um Klimaneutralität zu erreichen, wären 9 Billionen Dollar nötig – eine Umverteilung, die mit politischem Willen realisierbar wäre. Besonders alarmierend sei das Szenario einer Erderwärmung über 3° Celsius, das zu einer sogenannten „Hot House World“ führen würde, in der Aufenthalte von über 30 Minuten im Freien lebensbedrohlich wären. Die Botschaft war eindeutig: Kein Klimaschutz ist keine Option.
Europa im globalen Wertekonflikt
Wilhelm Sandrisser, Experte für Sicherheitspolitik, lenkte den Blick auf den Wertekonflikt, in dem sich Europa befindet. Die zentrale Frage: Wie wollen wir in Zukunft leben? Dabei zeichnen sich zwei gegensätzliche Weltbilder ab:
- Ein Gesellschaftsmodell, das auf Menschenwürde, individueller Freiheit und Menschenrechten basiert.
- Ein Modell, das die Unterordnung unter eine als „richtig“ definierte Ideologie oder Religion verlangt.
Besonders im digitalen Zeitalter müsse Europa die Werte von Freiheit und Demokratie verteidigen. Sandrisser plädierte für digitalen Humanismus als Leitprinzip, denn nicht die Technologie selbst sei das Problem, sondern deren Nutzung und Kontrolle. Zudem warnte er davor, dass Demokratien in eine kritische Abhängigkeit von einzelnen Unternehmen oder Staaten geraten könnten.
Künstliche Intelligenz: Regulierung als Innovationsbremse?
Nicole Formica-Schiller, Expertin für digitale Transformation durch Künstliche Intelligenz (KI), thematisierte die Rolle der (KI) für den Wirtschaftsstandort Europa. Ihrer Meinung nach behindert eine übermäßige Regulierung innerhalb der Europäischen Union Innovationen und schreckt Unternehmen ab. Diese zögern oft, sich mit KI auseinanderzusetzen, da sie den bürokratischen Aufwand und hohe Kosten fürchten.
Zudem sei die öffentliche Debatte stark von negativen Schlagzeilen geprägt, wodurch viele Menschen Ängste gegenüber KI entwickeln. Dabei gäbe es zahlreiche positive Anwendungsfälle, insbesondere im Gesundheitswesen. So könnten etwa Krebsvorsorgeuntersuchungen durch KI-gestützte Risikoanalysen gezielt empfohlen und Leben gerettet werden.
Europas Innovationskraft: Talente fördern, Chancen nutzen
Dass Europa technologisch keineswegs hinterherhinkt, unterstrich Isabell Welpe, Professorin für Strategie und Organisation an der TU München, mit beeindruckenden Beispielen. So gewann das Team der Technischen Universität München gleich viermal in Folge den Hyperloop Contest – ein Wettbewerb zur Entwicklung innovativer Hochgeschwindigkeitstransporte. Auch das deutsche Unternehmen Isar Aerospace zeigt Europas Potenzial. Es entwickelt die Spectrum-Rakete, eine kostengünstige, methanbetriebene Trägerrakete für den Start von Kleinsatelliten. Ihr Ziel: Europas unabhängigen Zugang zum Weltraum sichern. Welpe kritisierte, dass übermäßige Regulierungen oft verhindern, dass solche Innovationen in Europa zur Marktreife gelangen.
Europa verfügt über exzellente Talente – doch sie bleiben nicht. Länder wie Frankreich, Italien, Deutschland, Spanien und Österreich gehören zu den größten Nettoexporteuren von Fachkräften in die USA. Lösungen für Europa setzen also auch dabei an: Talente zu halten, Hochschulen in Richtung besserer persönlicher Netzwerke zu erneuern, eine Deregulierung von unnötigen Vorschriften anzugehen und die Chancen der Künstlichen Intelligenz zu ergreifen.
Europa muss seine Stärken nutzen
Landeshauptmann Wilfried Haslauer brachte es auf den Punkt: „Es ist Zeit, dass Europa aufwacht und sich seiner Stärken bewusst wird!“ Der Kontinent sei groß und mächtig genug, um die Zukunft positiv zu gestalten. Doch dazu brauche es ein gemeinsames Verständnis und den Willen, sich aktiv den Herausforderungen zu stellen.
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