Das hochkarätige Publikum aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung konnte sich am 29. Juni in Wien von den herausragenden Forschungsprojekten aus Salzburg überzeugen. „Den vielen Herausforderungen unserer Zeit können wir nur mit Spitzenforschung begegnen. Sie schafft die Grundlage für Lösungen in allen Bereichen – ob ökologisch, medizinisch oder digital. Dass wir – gerade für so einen kleinen Standort wie Salzburg – hier sehr gut unterwegs sind, konnten unsere Forscher:innen und Forscher heute wieder unter Beweis stellen. Damit das so gut gelingt, sind starke einrichtungsübergreifende Kooperationen sowie die kräftige Unterstützung des Landes Salzburg maßgeblich. Als Innovationsagentur, die diese Prozesse initiiert und begleitet, sind wir besonders stolz darauf, dass die kurzen Wege in Salzburg so gut funktionieren“, so Walter Haas, Geschäftsführer von Innovation Salzburg.
Neues Josef Ressel Zentrum an der FH Salzburg
Ein großer Erfolg für und in Salzburg ist das neu eröffnete Josef Ressel Zentrum. Ein solches wird von der Christian Doppler Gesellschaft vergeben und bedeutet große finanzielle Unterstützung für Grundlagenforschung, die sich an den Bedürfnissen von Unternehmen ausrichtet. Das neue Zentrum an der FH Salzburg baut das Salzburger Stärkefeld im Thema Cybersicherheit weiter aus: es wird sich mit intelligenter und sicherer Industrieautomatisierung beschäftigen. Gerade Salzburg wäre als „Silicon Valley der Industrieautomatisierung“ dafür prädestiniert, ist Zentrumsleiter Stefan Huber überzeugt. Im auf 5 Jahre angelegten Josef Ressel Zentrum kooperiert die FH Salzburg mit den Industriepartnern B&R Industrial Automation, COPA-DATA und SIGMATEK. Finanziert wird es mit 2,5 Millionen Euro an Mitteln von den Unternehmenspartnern, der Christian Doppler Gesellschaft und dem Land Salzburg.
Erforschung der therapeutischen Nutzung von körpereigenen Zellteilchen
Mit kleinsten Zellteilchen kann Großes erreicht werden. Wie, das erforschen Wissenschafterinnen und Wissenschafter am Salzburger EV-TT Zentrum. EV-TT steht für Transferzentrum für extrazelluläre Vesikel-Therapien. Diese Vesikel sind die genannten kleinsten Zellteilchen. Sie bewegen sich wie kleine Boten, die Arbeitsaufträge und Informationen im Körper verteilen. Dabei überwinden sie auch körpereigene Barrieren wie zum Beispiel Zellwände. Diese Eigenschaft macht sie für zwei Bereiche, die beide in Salzburg erforscht werden, interessant: zum einen als Transportmittel für Medikamente. Sollte das gelingen, könnten Wirkstoffe an genau die Orte gelangen, an denen sie am besten wirken können. Der andere Bereich betrifft die regenerative Medizin. Vesikeln aus Stammzellen haben – so wie Stammzellen selbst – heilende bzw. reparierende Wirkung, solange sie mit dem richtigen Auftrag an der richtigen Stelle sind. Mario Gimona, Leiter des EV-TT Zentrums, hat diese Forschung gemeinsam mit Nicole Meisner-Kober, Projektleiterin an der Universität Salzburg, vorgestellt. Mittlerweile konnte das EV-TT Zentrum schon einige internationale Kooperationen eingehen. Ein wichtiger Partner ist Boehringer Ingelheim. Das Pharma-Unternehmen war durch Guido Boehmelt, Leiter von Research Beyond Borders bei Boehringer Ingelheim, vertreten, der die Bedeutung der Vesikelforschung betont und die hervorragende Kooperation mit den Salzburger Einrichtungen hervorgehoben hat. Beim EV-TT bündeln die PLUS, die PMU und das Universitätsklinikum Salzburg ihre Kompetenzen.
Mit Beton CO2-Emissionen reduzieren
Für die Reduktion der CO2-Emission, spielt nachhaltiges Bauen eine große Rolle, ist der Bausektor doch für ein Drittel aller CO2-Emissionen verantwortlich. Auf der WISS Roadshow stellten Salzburg Wohnbau, die Firma Deisl-Beton und die Christian Ehrensberger GmbH mehrere Projekte vor, die den Bausektor nachhaltiger machen. So werden zum Beispiel beim Bau der Volksschule Wals und Anif Recyclingbeton eingesetzt. Dabei werden Beton-Abbruchmassen aus den Altbeständen wiederverwendet. Das Forschungsprojekt „CO2 max“ geht einen Schritt weiter. Bei dem Projekt steht die Bindung von CO2 in Recycling-Beton im Fokus. Ein neuartiges CO2-Mineralisierungsverfahren, das in der Betonrecyclinganlage in Salzburg-Sulzau im Einsatz ist, bindet regional anfallendes CO2 aus zum Beispiel der Zellstoffproduktion oder aus Kläranlagen. Hinter dem Vorhaben stehen Salzburg Wohnbau, allen voran Geschäftsführer Roland Wernik, die Firmen Deisl-Beton aus Hallein und die Christian Ehrensberger Gmbh aus Tenneck, die Bautechnische Versuchs- und Forschungsanstalt Salzburg (bvfs), Innovation Salzburg und das Schweizer Greentech-Start-up Neustark.
Im Projekt „R70“ wurde beim Neubau des Seniorenwohnheims in Golling der Einsatz von Recyclingbeton, der Speicherung von CO2 mit dem Einsatz von digitalen Mitteln verbunden. „Das Gebäude wurde im Vorhinein digital abgebildet. Das diente zur Analyse wo genau Materialien sind und wie so abgerissen werden kann, damit möglichst viele für das Recycling verwendbar sind.“So kann in Zukunft die Recyclingquote noch erhöht werden.
In Kreisläufen denken: Vom Biertreber zum essbaren Teller
Wiederverwendung, Weiterverarbeitung und Recycling von Materialien und Rohstoffen, fossile Rohstoffe gegen nachwachsende ersetzen – nicht nur im Bausektor wird Kreislaufwirtschaft immer wichtiger. Dabei ist auch Kreativität und innovatives Denken gefragt. Das Center for Smart Materials, bei dem die Universität Salzburg, das Center for Human Computer Interaction und die FH Salzburg kooperieren, forscht an Alternativen für erdölbasierte Kunststoffe. So zeigten Nicole Hüsing, Vizerektorin der Universität Salzburg und Leiterin des Zentrums und Alexander Petutschnigg von der FH Salzburg und Ko-Leiter des Zentrums, einen Schaumstoff aus Tannin, einem molekularen Bestandteil von Holz, der sich zum Beispiel als Dämmstoff oder auch als Dünger eignet.
Wie man einen Produktkreislauf verändern kann, präsentierte vor Ort Christian Pöpperl, Geschäftsführer der Bierbrauerei Stiegl. Zusammen mit der FH Salzburg und der HBLA Ursprung hat Stiegl eine neue Nutzung für Biertreber, das sind Rückstände des Braumalzes, entwickelt. Normalerweise wird der Biertreber als Futtermittel für Nutztiere verwendet. Aus Biertreber und Weizenkleie entwickelten die Projektpartner einen essbaren Einweg-Teller, der nach der Verwendung weiter als Futtermittel verwendet werden kann. Der Kreislauf des Nebenprodukts Biertreber wird somit erweitert, aus einem Restprodukt wird ein ganz neues Material.
Salzburger Startups am Puls der Zeit
Auch die zahlreichen Salzburger Startups treiben Innovation voran. Bei der WISS Roadshow vertreten waren Fabian Kirsch von sproof und Manuel Dorfer von solbytech. sproof ermöglicht die rechtsgültige, digitale Signatur von Dokumenten. Sicherheitsmerkmale, wie Wasserzeichen, werden dabei erhalten – die Dokumente sind damit überprüfbar und authentifizierbar. Außerdem ist die Lösung von sproof DSGVO-konform. Kürzlich stieg der Linde Verlag mit einem Investment bei sproof ein, der auch in Zukunft konzernweit die digitale Signatur von sproof einsetzen wird. Mit der sproof-Software können Unternehmen bisherige papierlastige Prozesse rechtssicher und einfach digitalisieren.
Auch solbytech bewegt sich am Puls der Zeit, entwickeln sie doch Kommunikationssysteme für Photovoltaiksysteme. Umwelteinflüsse führen in diesem Bereich zu häufigen Störungen bei der Datenübertragung von der Photovoltaikanlage zum Monitoringsystem. Die Software von solbytech ermöglicht diese sichere und stabile Datenübertragung und die Visualisierung der Daten zur Energieerzeugung. So kann die Energie effizient genutzt werden und Störungen vermieden werden.
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